ANNALENA FEDTKE | DEN OPTIMISMUS BEWAHRE ICH MIR IMMER
Fotos: Agentur

Interview: David Wienand

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ANNALENA FEDTKE | DEN OPTIMISMUS BEWAHRE ICH MIR IMMER

Wer sich für den VfL Bochum 1848 interessiert, der kommt auch am »Stadtwerke-Bochum-VfL-Talk anne Castroper«, präsentiert von der WAZ vorbei, und somit ebenfalls nicht an der Moderatorin des wöchentlichen Gesprächs während der Fußball-Saison, der Radio-Bochum-Mitarbeiterin Annalena Fedtke. Auf eine sehr angenehme, ebenso unaufdringliche wie unaufgeregte und somit authentische Art und Weise diskutiert die Bochumerin mit ihren Gästen nach jedem Spieltag über die mal mehr, mal weniger erfreulichen Ereignisse vom Wochenende. Zumeist sind das die WAZSportredakteure Ralf Ritter und Markus Rensinghoff sowie die Radio-Bochum-Legende Günther Pohl. Bochum macht Spaß sprach mit Annalena Fedtke über den Talk, der auf der Homepage der WAZ angeklickt und auf YouTube angeschaut werden kann, und erfuhr dabei auch weitere spannende Dinge über den VfL-Fan seit pränatalen Zeiten.

Annalena, wir führen dieses Gespräch einen Tag nach dem denkwürdigen Relegationsrückspiel in Düsseldorf und dem Sieg für den VfL Bochum 1848 und somit dem Verbleib des Vereins in der 1. Bundesliga im 4. Jahr. Wo und wie hast du das Spiel erlebt?
Ich bin – zum Glück! – an Karten im Auswärtsblock gekommen, Steher. Also konnte ich das Spektakel aus nächster Nähe in Düsseldorf miterleben. Einmal die ganze Palette an Emotionen hab ich durch: geschrien, geweint, gelacht, gejubelt. Ich glaube, noch nie habe ich den Satz: „Ich kann nicht mehr“, so oft an einem Abend gesagt.

Mal Hand aufs Herz, hast du mit dem Erfolg für den VfL gerechnet?
Ganz ehrlich: Nein. Für mich war klar: Die Karten, die habe ich jetzt, und ich werde auch hingehen, habe aber damit gerechnet, dass ich den Abstieg des VfL miterleben muss. Aber natürlich macht man das als Fan im Fall der Fälle auch mit, versteht sich. Umso schöner, dass es ganz anders kam!

Im WAZ- und Radio Bochum-VfL-Talk habt ihr ja mit den diversen Fußball- und VfL-Experten jede Woche den Weg des Vereins in der Saison verfolgt. Wie oft ist es dir da schon schwergefallen, angesichts der Leistungen der Mannschaft die Fassung zu bewahren und die passenden Worte zu finden?
Die Aufzeichnungen für den Talk fallen deutlich einfacher nach einem Heimsieg gegen die Bayern oder eben – meinetwegen auch durchnächtigt – nach einem Klassenerhalt in Düsseldorf. Öfter als das ist es aber ja nun mal in der letzten Saison so gewesen, dass ich nach Abpfiff dachte: „Verdammt, morgen dann 20 Minuten darüber sinnieren … Da hält sich die Lust in Grenzen.“ Häufig ist die berühmte Nacht über etwas zu schlafen aber wirklich viel wert, sodass ich vor Aufzeichnung meist gefasster sein kann. Dazu kommt, dass wir im Talk auch versuchen – nachdem sich auch mal aufgeregt wurde – konstruktiv an die Dinge heranzugehen und nach vorne zu schauen. Den Optimismus bewahre ich mir vermutlich immer.

Einmal war auch Hans-Peter Villis bei euch im VfLTalk zu Gast. Kann es sein, dass demnächst nicht nur Journalistenkolleginnen und -kollegen, sondern weitere Gäste zum Talk eingeladen werden?
Das ist unser Wunsch! Aber es ist ja auch ein fortlaufender Prozess: Wir zeichnen jede Woche eine Folge auf, haben aber auch im selben Rhythmus einen festen Termin, in dem wir uns mit dem Talk auseinandersetzen. Für uns war klar: Das ist ein Projekt, das wir stets weiterentwickeln wollen, auch mithilfe von Feedback aus der Community. Wir ziehen zum Abschluss natürlich Bilanz, und wir werden sicherlich auch Veränderungen für die nächste Saison entwickeln, sei es inhaltlich oder optisch. Da sprechen wir natürlich auch über weitere Interview-Gäste – Voraussetzung ist, dass der VfL da auch Lust zu hat. Dann ist ein neuer Trainer zum Beispiel sehr willkommen bei uns!

Wie ist die Idee zum VfL-Talk eigentlich entstanden?
Ich kam erst ins Spiel, als das grobe Konstrukt stand. Es gab schon Vorgänger-Formate bei Schalke und Rot-Weiß Essen, die hatten wir also schon als Vorlage. Wobei es in Bochum dann aber zu einer Zusammenarbeit zwischen der WAZ Bochum und Radio Bochum kam. So konnten wir unsere Kompetenzen gut bündeln und die Zusammenarbeit macht auch Spaß. Die Idee war auch, über Fans hinaus auch VfLInteressierte zu erreichen; Menschen, die nicht jedes Spiel vor dem Fernseher oder Radio verfolgen, aber über den Verein informiert bleiben möchten.

Und wie bist du zu der Ehre gekommen, den Talk zu moderieren?
Es gab die Idee, Sportkompetenz zu kombinieren mit Emotionen direkt aus der Kurve. Und da kam ich ins Spiel. Ich gehöre schon seit einiger Zeit zur Sportredaktion von Radio Bochum, und es ist bekannt, dass ich Dauerkarteninhaberin und Fan bin. Das hat ganz sicher eine Rolle gespielt. Als unsere Chefredakteurin mich dann gefragt hat, musste ich nicht lange nachdenken. Ihr war es besonders wichtig, dass auch eine Frau mit im Team ist.

Würdest du uns erzählen, wie deine Liebe zum VfL Bochum 1848 begonnen hat?
Mit VfL-Schnullern, blau-weißer Bettwäsche und einem Vater, der mich schon sehr früh mit „anne Castroper“ genommen hat. Das allererste Mal dabei war ich im Bauch meiner Mutter, und meine Eltern haben sich im Ruhrstadion verlobt. Es ist also der klassische Weg: Ich hatte keine Wahl. Hätte ich mich anders entschieden – auf die Idee wäre ich aber nie gekommen – würde man mich wahrscheinlich enterben.

Wann und wo kann man dich darüber hinaus bei Radio Bochum erleben?
Das Schöne an meinem Job beim Radio ist: Ich mache nicht nur eine Sache oder nur eine Schicht. Klingt nach einer Floskel, aber es ist wirklich so: Kein Tag ist wie der andere und immer anders. Ich arbeite viel hinter den Kulissen, als Früh-Planerin im Morgenmacher-Team bei Radio Bochum. Das ist übrigens sehr früh! Die Sendung startet unter der Woche immer um 5 Uhr, entsprechend früher sind wir dann da. In der Frühschicht geht es vor allem darum, gemeinsam mit dem Moderator oder der Moderatorin die Morning-Show zu konzipieren: Welche Themen müssen in die Sendung? Was kommt auf welchen Sendeplatz – also was kommt wann und in welcher Reihenfolge? Wie können wir unsere Hörerinnen und Hörer sinnvoll in die Sendung einbinden? Und wir schreiben Moderationen und Interviews – insgesamt ist es einfach ein sehr, sehr kreativer Job. Aber natürlich bin ich auch als Reporterin in Bochum unterwegs und interviewe Menschen. Ich berichte von den verschiedensten Ereignissen live oder in Form von Beiträgen, die ich hinterher noch schneide und aufarbeite. Außerdem arbeite ich auch in den Nachrichten, die schreibe und präsentiere ich – dann bin ich regelmäßig einmal in der Stunde On Air zu hören.

Auf der Radio-Bochum-Website kann man über dich lesen, du seist ein „Familienmensch“, eine „Sonnenanbeterin“ und eine „Heimat-Liebhaberin“. Was möchtest du unseren Leserinnen und Lesern noch über den Privatmenschen Annalena Fedtke verraten?
So spannend finde ich mich eigentlich gar nicht. Gute Frage, was die Leserinnen und Leser noch interessieren könnte. Vielleicht, dass für mich das Glas immer halb voll ist, statt halb leer. Das spiegelt sich vielleicht auch manchmal im »Stadtwerke Bochum VfL-Talk« wider. Ich denke auch, ich bin eine Teamplayerin. Das könnte ich mir gar nicht anders vorstellen, sowohl bei der Arbeit als auch privat, da bin ich einfach zu geprägt vom Mannschaftssport. Ich habe von klein auf Handball gespielt. Dann noch eine Sache, die so mancher Kollege aus der Frühschicht nicht fassen kann: Ich trinke nur Tee. Kaffee tut mir nicht gut, und er schmeckt mir auch nicht besonders.

Als „Heimat-Liebhaberin“: Was macht dir an Bochum ganz besonders Spaß?
Ganz klar die Menschen. Das habe ich bei meinen ersten Straßen-Umfragen für Radio Bochum schon gespürt: Wenn du in Bochum Menschen auf der Straße ansprichst, gibt es meiner Erfahrung nach zwei Extreme. Es kann es sein, dass jemand ganz direkt sagt: „Nee du, geh mir wech“ oder aber das Mikrofon ist schon längst aus und man quatscht noch zehn Minuten weiter. Einmal habe ich eine Umfrage vom Winzerfest beim Bochumer Musiksommer gemacht und das endete darin, dass zwei Frauen im besten Alter mich von ihrem Glas Wein haben probieren lassen. Dann hat eine sich einen neuen Wein bestellt und wir haben zusammen getrunken. Ich finde beides toll: Die Ehrlichkeit muss auch sein, dann wissen doch beide sofort Bescheid, was Sache ist. Keiner verhehlt seine Gefühle, und das ist das Schönste.