WALDEMAR MANDZEL| KARIKATURIST AUS LEIDENSCHFT
Foto: Waldemar Mandzel

Interview: Oliver Bartkowski

Fotos: waldemar Mandzel

Foto: Waldemar Mandzel

WALDEMAR MANDZEL| KARIKATURIST AUS LEIDENSCHFT

Der in Wattenscheid lebende Karikaturist Waldemar Mandzel gehört deutschlandweit zu den bekanntesten seiner Zunft. Seit 1974 ist er als Karikaturist und Bilderbuchautor tätig. Seine Zeichnungen wurden zig tausendfach in fast allen namhaften Tageszeitungen abgedruckt. Wir trafen uns mit Herrn Mandzel in Wattenscheid zum exklusiven Gespräch, um den Künstler einmal näher kennenzulernen.

Herr Mandzel, ab wann hat Sie das Zeichnen oder besser gefragt die Kunst der Karikatur begeistert?
Schon als Kleinkind habe ich, wie alle anderen auch, mit Farbstiften hantiert und versucht, irgendetwas zu malen. Natürlich gelingen in dem Alter noch keine naturgetreuen Abbildungen und so verwandeln sich alle Versuche etwas darzustellen in ein „Krikel-Krakel“. Diese ersten Übungen kann man wohlwollend als Vorläufer von Karikaturen verstehen.

Können Sie sich noch daran erinnern, an wen Sie ihre erste Zeichnung verkauft haben?
Es waren gleich mehrere Zeichnungen, die ich als Student der Folkwang-Hochschule der Künste, der damaligen auflagenstarken Satire-Zeitschrift „pardon“ zur Veröffentlichung angeboten hatte und dann verkaufen konnte. Das war mein Einstieg in den „Blätterwald“ als Illustrator und Karikaturist.

In ihren besten Zeiten haben Sie bis zu 50 Karikaturen in Tageszeitungen oder Zeitschriften platziert. Wie schafft man ein solches Pensum?
Es wurden von mir pro Woche ca. 15 bis 20 Karikaturen zu aktuellen, politischen Themen angefertigt, die ich dann verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften in den unterschiedlichen Regionen Deutschlands zur Veröffentlichung angeboten habe. Dabei wurden mehrere identische Motive von unterschiedlichen Publikationen auch mal gleichzeitig veröffentlicht.

Viele Karikaturen beziehen sich auf tagesaktuelle Themen. Wie schwer ist es, ständig auf dem Laufenden sein zu müssen?'
Auch das wird nach längerer Zeit zur Routine. Wichtig ist, dass ich die Nachrichten und Informationen aus allen Bereichen des Lebens nicht nur sporadisch oder gelegentlich verfolge, sondern wie einen zusammenhängenden Ablauf aller Begebenheiten einordne. Die Sequenzen, von denen ich glaube, daraus eine pointierte Zeichnung machen zu können, greife ich dann zur Bearbeitung heraus. Schwierig wird es nur in einer sogenannten „Saure- Gurken- Zeit“, wenn sich wenig spektakuläre Situationen ergeben.

Bieten Sie die Themen eigenständig an oder kommen die Kunden mit ihren Wünsche immer direkt auf Sie zu?
Zum Einen biete ich regelmäßig aktuelle politische Zeichnungen an, zum Anderen zeichne ich natürlich auch zu Themen nach bestimmten Vorgaben der jeweiligen Redaktionen und Auftraggebern aus allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Stets besondere Wünsche und Vorstellungen haben Buchverlage in Bezug auf ihre Cover- Gestaltungen.

Was macht eine gute und nachhaltige Karikatur aus?
Eine Karikatur halte ich dann für gut, wenn sie komplizierte, politische oder soziale Zusammenhänge pointiert und punktgenau beschreibt. Eine gut gemachte Karikatur kann einen Sachverhalt aufzeigen und mit einem Blick verständlich machen, wozu der Redakteur eventuell eine halbe Seite Text zur Erklärung braucht. Nachhaltig ist eine Karikatur, die auch nach Jahren nichts von ihrem Reiz und Biss verloren hat.

Die Mohammed-Karikaturen der Pariser Zeitung Charlie Hebdo sorgten für weltweiten Zündstoff. Hätten Sie sich an eine solche Thematik gewagt?
Nein, nach meiner Ansicht haben die Zeichner von Charlie Hebdo ausschließlich eine religiöse Provokation im Visier gehabt. Zu bestimmten Themen äußere ich mich zurückhaltend, dazu gehören Religion, Sexualität, Massaker etc. Diese Themen sind zu ernst, als dass man sie humoristisch oder satirisch angehen sollte.

Warum brauchen wir Menschen auch weiterhin aussagekräftige Karikaturen?
Menschen haben das Bedürfnis ihre Politiker und Herrschenden auch einmal in lächerlichen und abwertenden Situationen zu sehen. Jedem sind Humor, Ironie und Scherzhaftigkeit zu eigen und so kann der geneigte Betrachter bei einer guten Zeichnung auf seine Kosten kommen.

Sie sind in Wattenscheid zu Hause und dort auch im Künstler-Treff engagiert. Was macht der Kreis genau und was sind ihre Aufgabengebiete?
Im Jahre 2011 haben Wolfgang Schlott, der mittlerweile leider verstorben ist, und ich die Kreativgruppe „KÜNSTLERTREFF WAT“ gegründet. Der KÜNSTLERTREFF WAT ist ein lockerer Verbund verschiedener Künstler unterschiedlicher Sparten, der sich regelmäßig in Wattenscheid trifft, sich austauscht, weiteren zukünftigen Mitstreitern geöffnet zeigt und in zeitlich regelmäßigen Abständen seine neuesten Arbeiten der Öffentlichkeit präsentiert. Nach wie vor gilt unser besonderes Bemühen einem Heranführen der Wattenscheider Bürger an unterschiedliche Bereiche der Kunst.