MARCO ORTU UND DIE WORTMEISTEREI
Foto: Marco Ortu

Interview: David Wienand

Foto: Marco Ortu

 

Foto: Marco Ortu

Aus der Bochumer Kulturszene ist Marco Ortu nicht mehr wegzudenken. Schon seit vielen Jahren prägt der Künstleragent mit seiner Agentur Xango Cult umtriebig das Kulturleben seiner Stadt und der Umgebung und betreut rundum, also über das Booking, Management, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Social Media bis hin zum Online-Marketing, bekannte Kulturschaffende wie die Lokalmatadore Jochen Malmsheimer und Frank Goosen, aber auch Sandra Da Vina, Sven Kemmler, Tobi Katze und Bernd Gieseking. 2017 gründete er mit einem Kompagnon einen eigenen Hörbuch-Verlag, die Wortmeisterei. Aus dem Anlass der Erweiterung dieses Unternehmens um eine Buchverlagsspalte sprach Bochum macht Spaß mit Marco Ortu.

Nach dem Hörbuch-Verlag kommt nun der Buch-Verlag Wortmeisterei hinzu. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ein neues Unternehmen zu starten ist sicherlich auch ein Wagnis,oder?
Krisenzeiten sind Gründerzeiten. Ich hatte eh bereits damit begonnen, bestimmte Verwertungsketten wie den CD-Verkauf, also die Hörbücher und Live-CDs, in ein neues, eigenes Label einzubinden. Aus dieser Motivation heraus wurde mit Neil Grant 2017 die Wortmeisterei zunächst als Hörbuch-Label gegründet. Durch die Corona-Pandemie wurden wir in der Kreativwirtschaft dazu gezwungen, unsere Geschäftsfelder neu zu durchleuchten. Wo können wir noch hin, was macht uns aus, wo liegen unsere Interessen und nachdem uns Jochen Malmsheimer das großartige Angebot machte, sein lange vergriffenes Buch »Halt mal, Schatz« neu zu veröffentlichen, war klar: Wir bauen einen Buchverlag auf.

Du führst den Verlag zusammen mit Neil Grant. Kannst du uns etwas über deinen Partner erzählen?
Neil Grant kommt aus der Welt der Musik. Mit Steeplejack Music betreibt er ein anerkanntes Label im Bereich Folk und Singer/Songwriter mit Künstlern aus Deutschland, England, Kanada und Belgien. 2004 gründete er den Musikverlag Clay Hill Music. Mit Hilfe seines Netzwerkes, seiner Kenntnisse und seinem kaufmännischen Gespür konnten wir die Vertriebsstrukturen des Labels und auch des Verlags aufbauen. Das hätte ich alleine niemals geschafft.

Ihr habt der Wortmeisterei das Attribut „künstlerfreundlich“ hinzugefügt. Was genau versteht ihr darunter und was unterscheidet euch von anderen Buchverlagen?
Erstens gönnen wir uns und unseren Künstlern hochwertige Produkte: Wir lieben das Besondere. Bei den Labels und Verlagen wird heute viel über Kosten gesprochen. Wir hingegen achten auf die Schönheit eines Layouts, hochwertiges Papier, auf Umschläge, die haptisch überraschen. Wir sind aber auch künstlerfreundlich, weil wir unschlagbare Konditionen anbieten.

Welche wird die erste Buch-Veröffentlichung des neuen Verlages sein?
Unsere erste Veröffentlichung ist ein wahres Meisterwerk der Komik und eine wunderbare Ode an die Familie: „Halt mal, Schatz“ von Jochen Malmsheimer. Darauf sind wir sehr stolz.

Kannst du uns schon verraten, welche weiteren Veröffentlichungen geplant sind?
Zunächst ist gerade ein weiteres außergewöhnliches Buch erschienen: die »Pensées oder 77 Weisheiten des Sven-Buddhismus«. Während der Corona-Pandemie hat der Münchner Kabarettist Sven Kemmler dem Lockdown, also dem Zuhause-Sein, eine neue Ästhetik entlockt und eine sehr moderne Form des Stillebens und der Aphorismen entwickelt: zunächst ausschließlich für das Internet, dies aber regelmäßig. Wunderschöne Selfies aus den eigenen vier Wänden sozusagen, gekleidet in wunderschöne Gedanken. Das war vor allem auf Instagram enorm erfolgreich und als ein weiterer Künstler meiner Agentur, Bernd Gieseking, ausrief: „Macht daraus ein Buch!“, haben wir gesagt: Gemeinsam mit Sven Kemmler haben wir ein Crowdfunding über die Plattform „startnext“ organisiert und damit die Produktionskosten für das Buch finanziert.

Was kommt danach?
Wir haben viele Ideen, es gibt erste Gespräche, momentan aber konzentrieren wir uns auf die Vermarktung dieser beiden Bücher. Im neuen Jahr dann mehr.

Wenn du in die Zukunft blickst, wie siehst du diese für dich als Künstleragent und auch für Künstler, die du betreust, die nicht unbedingt zu den „Großverdienern“ zählen?
Da bin ich Optimist und auch Motivator.Alle Künstlerinnen und Künstler meiner Agentur sind große Geschichtenerzähler. Schöne, spannende, lustige Geschichten wollen die Menschen immer hören und auch in Krisenzeiten werden wir Wege finden, diesen Geschichten auch wirtschaftlich Gehör zu verschaffen.