bochum macht spaß
Foto: Ben Redelings

BEN REDELINGS

DIE LIEBE SEINES LEBENS

Interview:

David Wienand

Fotos:

Ben Redelings

Foto: Ben Redelings

Einem Bochumer und besonders einem Fußballfan aus Bochum muss man Ben Redelings eigentlich gar nicht mehr explizit vorstellen. Der umtriebige Autor, Moderator, Kolumnist, Filmemacher und Betreiber der Website www.scudetto.de oftmals auch als Fußballkulturschaffender bezeichnet, ist in seiner Heimatstadt längst bekannt wie ein bunter Hund und gerne gefragt, wenn es um seinen VfL Bochum 1848, aber auch um die große, runde Welt des Fußballs geht. Unser Autor David Wienand traf Ben zum Interview.

Schon sehr lange beschäftigst du dich mit dem Thema Fußball. Welcher war der entscheidende Moment für dich zu sagen: Damit will ich von nun an meinen Lebensunterhalt verdienen u. somit das Hobby zum Beruf machen?
Richtig Blut geleckt habe ich wohl an einem Abend auf der Bühne mit Thomas Stickroth im alten Presseraum des VfL. Es gab da diesen einen Augenblick, als wir uns bei einer Nummer tief in die Augen geschaut haben. Dieses Gefühl wollte ich dann gerne häufiger in Zukunft erleben. Die weiblichen Fans werden das sicherlich verstehen – bei einem Herzensbrecher wie Stickinho. Ich konnte mir diese Momente allerdings von nun an auch mit anderen Legenden des Fußballs vorstellen. Schön, dass das Alles dann genau so gekommen ist!

Die meisten Menschen, die sich für Fußball interessieren, sind von ihren Eltern angefixt und ins Stadion mitgenommen worden. War das bei dir genauso?
Ja, das war so. Vater und Bruder haben mich mit ins Stadion genommen. Ein Erweckungserlebnis! Zusätzlich haben wir damals überall gepöhlt, wo es
nur eben ging. Hört sich immer ein bisschen so an, wie Opa erzählt vom Krieg, aber wir haben Anfang der 80-er tatsächlich noch mitten auf der Lessingstraße gespielt. Das Tor war zwischen Gullydeckel und Bürgersteig.

Zum ersten Mal bist du in Bochum als Fußballschaffender in Erscheinung getreten durch den Fußballladen auf der Oskar-Hoffmann-Straße. Wie kam es zu dieser Idee und später auch deren Umsetzung in die Tat?
Na, da muss ich dich leider korrigieren. Zu dem Zeitpunkt, als meine Frau den Laden aufgemacht hat, war schon eine Menge vorher passiert. Unter anderem war damals bereits mein Film über den VfL »Wer braucht schon ein Sektfrühstück bei Real Madrid?» sehr erfolgreich im Kino gelaufen und die
Veranstaltungsreihe Scudetto etabliert. Der Laden „Der Geist von Malente“ ist aus einer Laune heraus entstanden und war eine super Entscheidung. Nadine
hat wahnsinnig viel Arbeit da reingesteckt, aber das hat sich gelohnt. In kürzester Zeit hat sich der Laden zu einem kleinen Wallfahrtsort für Fußballfans
entwickelt. Da gingen tolle Leute ein und aus und eines Tages stand dann plötzlich Herbert Grönemeyer vor dem Schaufenster. Das war der Vormittag, als
auch das VfL-Idol Hans Walitza da war. Ein genialer Moment!

Dann kamen nahezu parallel die vielen Fußball-Abende im Riff und in der Christuskirche, um nur zwei Orte zu nennen. Wie schwer viel dir der Schritt vom Schreibtisch hinter das Mikro auf der Bühne?
Gar nicht, weil ich das von Anfang an so gehandhabt habe. Das lief parallel und ehrlich gesagt, habe ich viele der schönsten Geschichten, die in meinen
Büchern stehen, auf der Bühne erzählt bekommen. Die Legenden-Abende sind Ursprung und Quelle für fast Alles. Die gemeinsamen Veranstaltungen mit den
alten Recken waren die Grundlage für alle weiteren Entwicklungen und einfach auch eine wunderschöne Erinnerung. Noch heute sind der Saisonrückblick und
der Winterball im Riff weit im Voraus ausverkauft. Da hat sich über die Jahre ein sehr treues Stammpublikum gebildet, mittlerweile übrigens deutschlandweit.

Kam es schon einmal vor, dass du längere Zeit keine Idee für ein neues Fußballbuch hattest?
Kurz und knapp: Nee! Gibt es nicht und wird es nicht geben, aber nicht jedes Buch muss auch geschrieben werden. Ich überlege mir immer vor dem Schreiben, ob ich das Buch, das ich da produziere, denn selbst auch gerne lesen möchte. Ist die Antwort „ja“, dann begebe ich mich direkt an die Arbeit.
Dein neues Buch heißt »Die Liebe Meines Lebens« und ist ein eindeutiges Liebesbekenntnis zum Fußball.

Musstest du den eindeutigen Titel erst einmal mit deiner Frau Nadine absprechen?
Nee, denn sie hat von Anfang an sehr aktiv an dem Buch mitgewirkt und findet den Titel total passend und falls du darauf anspielst: Natürlich weiß sie, wie
er gemeint ist.
Soeben hat Deutschland den Zuschlag für die EM 2024 erhalten. Ist das schon das Thema für ein weiteres Ben Redelings Buch?
Das weiß ich noch nicht, aber ich habe mich sehr gefreut, dass die EM 2024 in Deutschland stattfindet. Ich weiß, dass das nicht unbedingt dem Zeitgeist
entspricht, aber als Vater von zwei Jungs habe ich mich spontan an die wunderbare Zeit bei der WM 2006 erinnert. Damals war die Fußballwelt übrigens
auch schon nicht mehr rosarot, und Fifa-Chef Blatter wurde gnadenlos bei der Eröffnung ausgepfiffen, aber die vier Wochen in diesem grandiosen Sommer werde ich nie vergessen. Es war einfach eine tolle Zeit und ich freue mich, das nun mit Nadine und den beiden Jungs erleben zu dürfen.

Wie erklärst du jemandem, der sich für Fußball interessiert, warum ausgerechnet der VfL Bochum 1848 einen besonderen Reiz auf dich ausübt?
Ich habe mir den Verein ja nicht ausgesucht. Der wurde mir gegeben und ich bin verdammt froh, genau diesen zu haben, aber ich finde tatsächlich eine
Beschreibung des Kollegen Christoph Biermann zu unserem Verein sehr schön: »Sieger waren mir aber immer schon langweiliger als jene, die interessant zu
scheitern wissen, deshalb finde ich es auch besonders cool, Anhänger des VfL Bochum zu sein, weil es im Grunde haltlos uncool ist.« Das trifft es.

Auf welche Ben Redelings Aktivitäten darf man sich in den nächsten Monaten freuen?
Am 20. November feiert das neue Buch seine Premiere im »Sonnendeck«. Das ist das Vereinslokal des THC im VfL Bochum, in dem früher die Spieler und Offiziellen nach dem traditionellen Winterball morgens noch einen Absacker getrunken haben und am 20. Dezember wird dann eben an diese Winterbälle mit einem eigenen Abend - wie immer im Riff – erinnert.