bochum macht spaß
Foto: Chris Gonz

Max Prosa Aus dem Land der Dichter und Denker

Interview mit dem Shooting Star der neuen deutschen Liedermacher-Szene

Text:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Chris Gonz

Foto: Chris Gonz

Max Prosa aus Berlin ist noch jung und trotzdem schon so erfahren. Er ist nicht nur Liedermacher, also Singer/Songwriter, er ist viel mehr. Vor allem ist er ein wunderbarer Geschichtenerzähler und Lyriker, dem man richtig gut zuhören kann. Bei Prosas Konzerten ist Abschalten vom Alltag kein Problem. Der hochbegabte Musiker und Autor nimmt die Zuschauer von der ersten Minute an auf eine nie endend wollende Reise mit, zumindest hofft man das als
Anwesender. Sein erstes Album „Die Phantasie wird siegen“ erschien 2012 und ging direkt auf Platz 20 der deutschen Album-Charts. Sein Auftritt bei „Ina‘s
Nacht“ und sein Part im Vorprogramm der Tour von Clueso befeuerten seinen Bekanntheitsgrad. Nun ist Max zurück mit einem neuen Buch, das den Titel
„Im Stillen“ trägt und einer neuen CD mit dem Titel „Heimkehr“. Im Interview spricht Max Prosa über seine Arbeit, über Berlin und über seine Sympathie
zu Bochum und dem Ruhrgebiet.

Im Klappentext Deines Buches steht geschrieben, dass Du mit etwa 12 Jahren Dein erstes Gedicht geschrieben hast. Deinem Stiefvater hast Du damals erzählt, es sei von Goethe und er kaufte Dir das ab, was ich sehr amüsant finde. Warum wolltest Du unbedingt schreiben und was gab den Ausschlag dafür?
Ich habe damals einfach bloß imitiert, was mich begeistert hat. Das geht als Kind doch so leicht, es gibt keine falschen Fragen, man kennt all die Zweifel noch nicht, man fängt einfach an.

Spannend finde ich vor allem den Mix aus Gedichten, Liedern und Deinen Erzählungen. Enstand diese Idee während des Arbeitsprozesses oder eher rein zufällig?
Das war eher, wie sagt man, ein Kind seiner Umstände. Ich wollte gerne mit einem Buch auf Tour gehen, wusste aber, dass viele Leute mich gerade wegen meiner Musik kennen, so habe ich versucht, beides miteinander zu verbinden. Das hat besser funktioniert als ich es geglaubt hätte. Die Gedichte, die Musik und die Erzählungen reichen sich wunderbar die Hände.

Die Presse verglich Dich bei Deinem ersten erfolgreichen Album, welches bis auf Platz 20 der deutschen Charts ging, als neuen oder deutschen Bob Dylan. Ich sehe das nicht so, denn ich finde, dass Du einen ganz eigenen Charakter hast und musikalisch auch versuchst andere Wege zu gehen.
Siehst Du das auch so?
Ich sehe das wie Du. Bob Dylan kommt aus einer ganz anderen Tradition. Ich finde den Vergleich aber nicht schlecht, weil es ist ja ein schmeichelhafter Vergleich ist, Dylan ist ja mittlerweile Literaturnobelpreisträger, daher kann man sich das durchaus gefallen lassen und es gibt bestimmt schlimmere Vergleiche (lacht).

Gibt es überhaupt Musiker, die Dich geprägt haben?
Ja natürlich. Ich höre sehr gerne Rio Reiser und Ton Steine Scherben und einige der alten Liedermacher, vor allem Franz Josef Degenhardt.

Du hast in Bochum im Studio 108 im Bahnhof Langendreer in Bochum gespielt. Konntest Du Dir unsere Perle im Kohlenpott etwas genauer ansehen oder blieb für eine Stadterkundung keine Zeit?
Bei diesem Konzert kam ich direkt aus Berlin und es blieb tatsächlich keine Zeit, denn es gibt ja immer einen strikten Zeitplan auf Tour. Ichwar aber schon einmal länger in Bochum, weil ich da etwas für mein drittes Album aufgenommen habe, daher kenne ich die Stadt und schätze dieses angenehme offene Flair. Ich würde sagen, dass sich die Freundlichkeit, die man dem Kohlenpott nachsagt, in Bochum am expliziertesten von allen Städten, die ich kenne, ausdrückt.

Danke für die Blumen. Du hast mir jetzt meine Frage vorweggenommen. Der Berliner ist also schon etwas kauzig, oder?
(lacht). Das mit Bochum ist wirklich so. Ich sehe vor allem Unterschiede in der Mentalität. Ja klar, der Berliner ist schon etwas zickig, aber im alten Osten war es eigentlich ähnlich wie in Bochum. Manchmal findet man dort noch etwas davon wieder: die Leute stehen einem Neuankömmling positiv gegenüber, in ein Kneipengespräch wirst Du schnell eingebunden, da bleibst Du nicht lange alleine, es gibt diesen Gemeinschaftssinn. Ich erinnere mich an einen Abend in einer Bochumer Kneipe und nur weil ich dort war, war ich gleich der Teil der Runde. Dieses „Du bist hier, also bist Du dabei“-Ding ist im Ruhrpott schon sehr sympathisch.

In Berlin gibt es diesen wunderbaren Künstler Manfred Maurenbrecher. Kennst Du ihn?
Ja, natürlich. Er ist eine tolle Figur in der Berliner Musikszene. Ich bewundere vor allem seine Übersetzung des Cohen Klassikers „Heart with no companion“, die „Herz ohne Gefährten“ heißt. Alle paar Monate sehen wir uns mal auf einem Event. Es gab bei uns in Berlin drei Tribute-Abende für Leonard Cohen, Johnny Cash und Bob Dylan. In diesem Rahmen hatten wir uns auch mehrfach getroffen.

Du hast im Rahmen Deines Konzerts von einer Zusammenarbeit mit dem Berliner Senat gesprochen. Da geht es um die Integration von Geflüchteten. Du hast auch ein Lied über einen Geflüchteten geschrieben, dem Du Dich angenommen hast. Erzähl doch mal.
Der Berliner Senat hat den Sinan zu mir gebracht und fragte mich, ob ich ein musikalisches Event mit ihm gemeinsam machen könnte. Er kam dann zu mir und erzählte mir seine Geschichte und diese hatte mich so beeindruckt, dass ich direkt daraus ein Lied geschrieben habe.
Manchmal schaut er mit einer Gitarre bei mir auf den Konzerten vorbei und wir machen gemeinsam Musik und er singt eine Strophe aus dem Lied über ihn. Es hat sich mit der Zeit eine richtige Freundschaft entwickelt, ich bin so froh, dass wir uns gefunden haben.

Die kalligraphischen Montagen in Deinem Buch finde ich spannend, das macht das Buch zu etwas Besonderem. Diese sind von Lucian Patermann. Erzähl uns etwas über ihn.
Das ist ein Leipziger Künstler, dem ich irgendwann auf meinem Weg begegnet bin. Ich hatte ein Konzert in Erfurt und er hatte nebenan eine Ausstellung. Ich bin dann mal rübergegangen, um mir das anzuschauen. Ich war sofort von seiner Federführung, seiner Stilistik und der damit verbundenen Ästhetik begeistert. Später habe ich mich an ihn erinnert, nahm Kontakt auf und wir haben uns dann wenig später gemeinsam da rein gestürzt. Es war gar nicht so
einfach, die Texte mit den Zeichnungen zu verbinden, weil es einfach so unwahrscheinlich viele Möglichkeiten dafür gibt. Am Ende waren wir beide sehr geschafft aber auch sehr zufrieden.

Du hast in Bochum auch „Die Flut“ vorgetragen, ein wahnsinnig spannender und intelligenter Text. Ich finde, es geht darin vor allem um Einsamkeit. Wie siehst Du das und was hat Dich dazu inspiriert? Sind das eigene Erfahrungen? Ich weiß, gleich zwei Fragen auf einmal.
Das stimmt. Ich war aber auch schon immer vielerlei. Das sind Erinnerungen und Personen, die einen im Inneren umgeben und das habe ich versucht auszudrücken. Ab und an mache ich diese innere Reise und da geht es auch um Personen, die schon weg sind, aber trotzdem einen prägenden Einfluss auf mich hatten. Die sind ja alle noch in meinem Kopf und dort bleiben sie auch. Das ist das Spannende, damit umzugehen und daraus ist dann halt dieses
Gedicht entstanden.

Wenn Du schreibst, hast Du dann auch gleich die Musik dazu im Kopf oder kannst Du das gut trennen?
Ich kann das gut trennen. Es ist ein Prozess für sich, das mit der Musik zu verbinden. Habe ich die Musik, versuche ich dafür die Stimmung für den Text zu finden. Das ist ganz unterschiedlich. Ich kann aber auch ohne Musik gut arbeiten.

Wie geht es weiter für Dich in diesem Jahr? Was liegt bei Max Prosa noch so Alles an?
Es ist tatsächlich noch ein Theaterstück geplant und zwar am 9. August im Rahmen des Theaternaturfestivals im Harz. Es heißt „Die Reise des lausigen Kapitäns“. Es ist ein Experiment, mal etwas Neues und Anderes zu starten, ansonsten arbeite ich schon an meinem neuen Album und es liegen natürlich noch einige Konzerte an.

Vielen Dank für das Interview Max.
Sehr gerne. Dankeschön.