bochum macht spaß
AXEL RUDI PELL
Bochumer Saitenhexer im Interview
Wie nicht anders zu erwarten, hat der Bochumer Hard-Rock-Gitarrist Axel Rudi Pell auch sein neues 17. Album seiner langen Karriere in seiner Heimatstadt Bochum, zum ersten Mal einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Dieses Mal allerdings nicht in seinem „zweiten Wohnzimmer“ der Zeche an der Prinz-Regent-Straße, sondern in der Musik-Kneipe Flashbacks an der Spitze des Bermuda Dreiecks. Das Sturmtief Friederike hat der Veranstaltung insofern einen Strich durch die Rechnung gemacht, als dass die Verantwortlichen von Pells langjähriger Plattenfirma Steamhammer den Weg aus Hannover in die Revierstadt scheuten. So musste der Gitarrist auch den Conferencier geben, wodurch sich der Gastgeber allerdings seine Ruhe nicht nehmen ließ, sondern flugs die Gäste zur Currywurst und den Getränken geleitete und dann erklangen auch schon die ersten Töne des Objektes der Begierde, Axel Rudi Pells neuem, musikalischen Streich »Knights Call«.
Angesprochen darauf, warum der Startschuss für »Knights Call« unbedingt in Bochum und nirgendwo sonst fallen sollte, ist die Antwort des mittlerweile 57-jährigen Ruhrpottler klipp und klar: „Ich bin hier aufgewachsen, wohne hier seit meiner Geburt und es ist echt cool in Bochum und die Stadt ist die Beste aller Ruhrgebietsstädte“, so startet Axel zu einer Lobrede auf seine Heimat. „Besonders schätze ich die klaren Strukturen in Bochum. Du weißt sehr schnell, wo Du etwas findest, wo die besten Kneipen sind, wo die Kultur stattfindet und dann gibt es ja auch das Bermuda Dreieck, in dem immer etwas los ist“. So, wie an diesem Januarabend die CD-Präsentation seines 17. Albums.
Wenngleich Axel Rudi Pell glaubhaft versichert, dass er fast ununterbrochen an neuen Songs bastelt und man ihn sogar manchmal auf der Straße beim Summen in ein Diktiergerät beobachten kann. „Damit ich die Riff-Ideen, die mir unterwegs kommen, auf gar keinen Fall vergesse, wenn ich wieder zu Hause bin“, wie Axel betont. So findet er dennoch die Zeit, sich gelegentlich in den Clubs der Stadt andere Bands anzuhören. Zuletzt war das im Riff bei Heaven´s Sapphire der Fall, „einer Band von Freunden, die ich schon lange kenne und die ich mir unbedingt anhören wollte“, erzählt Pell, auch wenn er zugibt, „dass das nicht unbedingt meine Musikrichtung ist“. Spannend sei allerdings das Vermischen von „unterschiedlichen Stilrichtungen“ gewesen, das sich Heaven´s Sappire auf ihre Fahnen geschrieben haben, „doch“, so Axel weiter, „die rockigen Stücke haben mir am meisten gefallen“.
Der Auftritt von Heaven´s Sapphires Gastsängerin Pamela Falcon war natürlich auch toll, womit wir bei einem weiteren Bochumer Urgestein wären, die, obwohl sie in den USA geboren wurde, seit einem „Starlight Express“-Engagement in der Revierstadt eine neue Heimat gefunden hat und seit vielen Jahren im Riff ihre „New York Nights“ zelebriert. „Beim Komponieren von „Beyond The Light“ kam mir die Idee, dass da unbedingt ein weiblicher Chorgesang hinein gehört“, erzählt Axel. „Erst einmal habe ich unseren Sänger Johnny Gioeli nach seiner Meinung dazu gefragt und er war von dem Gedanken sehr angetan. Meine Wahl fiel sofort auf Pamela Falcon und zwar nicht nur, weil ich sie schon lange kenne und schätze, sondern weil mir auch klar war, dass das passt. „Pamela war sofort begeistert von der Idee, kam ins Studio, sang ihren Part und war auch schon wieder weg. Ein echter Profi!“ Sicherlich der wichtigste Grund dafür, warum die Dame in Bochum so lange schon ihre New Yorker Nächte präsentiert und sich auch Heaven´s Sapphire gerne ihrer Stimme und ihrem Charisma bedient haben.
Wenngleich Axel Rudi Pell die Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Bochum immer wieder betont, so ist er für die Studioarbeit an »Knights Call« doch nach Grefrath gegangen, in das Studio seiner Metal-Kollegen Blind Guardian. „Unser Schlagzeug haben wir eigentlich schon immer dort aufgenommen und auf den letzten Alben die anderen Instrumente in Bochum“, erzählt Axel, allerdings sei es dieses Mal einfach praktischer gewesen, die ganze Arbeit in Grefrath zu erledigen, weil „ein Hin und Her einfach ein zu großer Aufwand für unseren Toningenieur Charlie Bauernfeind gewesen wäre, der sein Equipment einmal dort und einmal hier jeweils hätte aufbauen und wieder abbauen müssen“, so Axel Rudi Pell.
Auf drei kommende Ereignisse, neben der bevorstehenden Albumveröffentlichung, freut sich Axel Rudi Pell in den nächsten sechs Monaten besonders: „Zweimal wird es zu Heimspielen in der Zeche kommen und zwar am 26. April und am 6. Mai, die bereits beide schon ausverkauft sind. Am 8. Juli stehe ich mit Deep Purple auf der Bühne, wenn die dort eine Show im Rahmen ihrer Abschiedstournee spielen“. Nicht das erste Mal gibt Pell den Anheizer für die britischen Hard-Rock-Urgesteine, aber immer wieder tut er das auch gerne. „Das erste Mal spielten wir 2014 in Kufstein mit Deep Purple, auf Empfehlung von deren Gitarristen Steve Morse, der uns sehr cool fand, wie ich später erfuhr“. In Würde altern, das ist es, was Bochums heavy-metallisches Aushängeschild an den Herrn Gillan, Glover, Paice, Morse und Airey, neben deren musikalischem Output auf konstant hohem Niveau, besonders schätzt, aber auch sein Drummer Bobby Rondinelli (wird bald 63), der neben Keyboarder Ferdy Doernberg und Volker Krawzak am Bass gemeinsam mit dem Meister für die musikalische Umsetzung von Pells Ideen sorgt und bereits für solche Heroen wie Rainbow, Black Sabbath, Riot, und Doro getrommelt hat, ist durchaus ein Vorbild, wenn der Bochumer auf die auf ihn zukommenden „60-er Jahre“ blickt. „Ich hoffe, dass ich dann immer noch mit ihm und den anderen Jungs zusammen Musik mache und er meine Riffs mit seinem typischen „fuckin´ great“ kommentiert.