bochum macht spaß
Blau und Weiß ein Leben lang!
Ein Gespräch mit Dirk „Moppel“ Michalowski und Michael „Ata“ Lameck. Der
Der eine ist eine Spieler-Legende bei unserem VfL, der an-dere ist als Fanbeauftragter seit Jahren Kult unter den Fans. Michael „Ata“ Lameck und Dirk „Moppel“ Michalowski füh-ren ein blau weißes Leben und sie lieben ihren Club. Bochum macht Spaß war zu Gast in den Räumlichkeiten des VfL Bo-chum und es entwickelte sich ein entspanntes und zum Teil angeregtes Gespräch, in denen die beiden VfLer kein Blatt vor dem Mund nahmen.
Dirk, wie bist Du damals zum Fanbeauftragten beim VfL Bochum geworden?
Ich bin seit 1997 Fanbeauftragter und seit 2003 hauptamtlich eingestellt. Zum Job kam ich durch meine Aktivitäten als Fan. Ich habe mich immer eingebracht, wenn Etwas anlag, organisierte Fanprojekte und dann kam eins zum anderen. 1997 hatten schon viele Vereine einen Fanbeauftragten und das Ganze entwickelte sich immer weiter. 2003 stellte mich Werner Altegoer dann hauptamtlich ein.
Wie hast Du die Fankultur in den vergangenen Jahren ver-folgt Ata? Ist es ruhiger oder aggressiver geworden gegen-über den 70er und 80er Jahren?
Ich glaube nicht, dass es ruhiger geworden ist, denn die Zuschauerzahlen nehmen zu und für mich ist eher der Umstand
erschreckend, dass die richtigen Fans überhaupt nicht mehr an ihre Mannschaft herankommen. Wenn wir früher aus dem Bus gestiegen sind, dann standen die Fans direkt vor der Tür, um sich ihre Autogramme zu holen. Heute wird alles abgezäunt und das finde ich traurig. Die Zuschauerzahlen haben sich natürlich massiv erhöht und das Fanpotenzial ist mittlerweile ein ganz anderes. Man sieht, dass einige Clubs das mit den Problemfans nicht in den Griff kriegen, aber das ist ja nicht nur ein deutsches Problem.
Ist das Gewaltpotenzial gestiegen?
Ata Lameck: Ich würde sagen ja.
Dirk Michalowski: Es ist anders geworden, ja. Früher gab es noch gewisse Regeln, heute geht es direkt in Richtung schwere Körperverletzung. Das ist ein trauriger Umstand, den wir in den Griff bekommen müssen. Fußball ist ein Spiegelbild der Gesellschaft und alles, was sich auf den Straßen abspielt, findet zum Teil auch in der Fankurve statt.
Ata, als Kind habe ich Dich im Stadion so erlebt, dass Du auch mal zur Kurve gelaufen bist, um Situationen zu ent-schärfen. Halten sich Spieler heute bewusster in solchen Situationen zurück?
Das würde ich nicht so unterschreiben wollen, was Du gerade sagst. Auch in Hamburg oder Leverkusen, wo es aktuell nicht so gut läuft, gehen die Spieler hin und versuchen zu beruhigen und zur Deeskalation beizutragen. Die Masse der Menschen ist heute gewaltiger, die musst Du erst einmal im Griff haben. In München passiert ja nie etwas, die gewinnen ja auch immer (lacht).
Spaß beiseite, die Gewaltbereitschaft hat zugenommen und du brauchst Beweise, um diese Leute festzunehmen. Das ist nicht immer so einfach in der Praxis.
Ein Verein trägt heute auch die Verantwortung für seine Fans, oder?
Dirk Michalowski: Natürlich, ohne Fans geht doch Nichts. Bleiben die Fans weg, ist der Verein doch erledigt.
Ata Lameck: Aber da ist bei uns doch auch viel getan worden Moppel, wenn ich nur an die Weihnachtsfeiern mit den Fanclubs denke. Hier gibt es eine feste Bindung, hier ist es noch familiär und der VfL tickt da einfach anders, hier stehen die Leute des Vereins doch im Mittelpunkt und das spürst du an jeder Ecke.
Dirk Michalowski: Aber früher wusstest du in Bochum auch, wo deine Idole nach dem Spiel an der Theke standen. Man hat zusammen ein Bier getrunken oder sogar eine geraucht. Keiner hat etwas gesagt und die Fans wollten das so. Heute hat jeder ein Handy griffbereit und nach einer Niederlage würde heute doch direkt ein Foto gemacht werden, um zu posten „unsere Jungs saufen anstatt Leistungen zu bringen. Diese faulen Säcke“. Alles landet doch direkt bei Facebook. Ata Lameck: Genauso ist es. Du bist doch als Profi unter einer ständigen Beobachtung.
Du bist ein Blau-Weißer durch und durch Ata. Auch heute bist Du permanent beim VfL aktiv und engagierst Dich wo Du nur kannst.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass Bochum meine Heimat geworden ist. Ich komme ja aus Essen, bin dort geboren und kam 1972 zum VfL.
Aus Essen, das will hier aber keiner hören!
alle lachen) Ach, die haben mich da weggeholt und durch meine lange Tätigkeit in Bochum sind mir der Verein und auch die Stadt doch sehr ans Herz gewachsen. Ich war Co-Trainer, Amateur-Trainer, Jugend-Trainer usw. beim VfL. Ich lebe hier und vermutlich werde ich auch hier sterben.
Gibt es überhaupt noch die 100-prozentige Identifikation mit dem Verein für die Spieler? Wenn heute einer sein Logo auf dem Trikot nach dem Tor küsst, wirkt es doch fast immer gestellt.
Dirk Michalowski: Klar, aber es gibt immer noch die paar Wenigen, die wirklich ihren Verein lieben. Schaut euch doch den Schweinsteiger an, Lahm oder Müller vom FC Bayern oder Podolski. Die hängen doch an ihren Clubs und würden immer wieder zurückkommen. Solche Spieler haben wir ja auch beim VfL. Marcel Maltritz ist auch so einer, der fühlt sich hier pudelwohl, auch nach seiner Spielerkarriere.
Ata Lameck: Stimmt, aber früher liebten sie fast alle ihren VfL: Tenhagen, Oswald, Gerland, Woelk, Zumdick, Wosz, es waren aber auch andere Zeiten, da wollte man nicht einfach so wechseln. Das war eine andere Zeit durch die Zechen usw.
Es ist der Ruhrpott und hier ist das besonders ausgeprägt und wir waren zu meiner Zeit der kleine Club zwischen Essen, Schalke, Dortmund und Duisburg, aber wir waren teilweise stärker als der BVB oder Schalke, die beide ihre Zeit in der 2. Liga hatten, während wir damals immer erstklassig spielten.
Sind die Spielergehälter zu hoch?
Dirk Michalowski: Ohne Frage...JA! Schau Dir Ronaldo, Toni Kroos und andere an. Die bringen jedes Jahr ein paar Millionen Euro ohne ihre Werbeverträge nach Hause. Da stimmt das Verhältnis doch nicht mehr, wenn ich mir beispielsweise Ärzte anschaue, die für einen Bruchteil der Summe jeden Tag Menschenleben retten und Überstunden schieben. Da gibt es unzählige Berufsschichten, die auf jeden Fall stark unterbezahlt sind. Wenn jemand sich den Arsch für den Weltfrieden aufreißt und Fußballer fürs Pöhlen Millionen bekommen, dann scheint in dieser Welt doch etwas nicht zu stimmen. wärst sicherlich gerne 20 Jahre später Profi geworden, oder Ata?
Du wärst sicherlich gerne 20 Jahre später Profi geworden, oder Ata?
Du spielst auf die Gehälter an? Nein, wir hatten eine Bombenzeit und eine tolle Kameradschaft. Gestern Abend hatten wir auf dem Weihnachtsmarkt unseren jährlichen Glühweinabend mit Hans Wallitza, Lothar Woelk, Jürgen Köper, Heinz Knüwe, Katze Zumdick und der Hermann Gerland kam sogar aus Bayern angereist. Wir verstehen uns heute noch super und mir geht es auch ohne die Mil-lionen richtig gut. Die Jungs haben alle einen Berater und der macht sich durch die jungen Spieler die Taschen voll. Da muss ich den Berater mal fragen, ob menschliche Aspekte nicht vielleicht wichtiger sind als finanzielle. Manche Spieler sollen irgendwo spielen, wo sie gar nicht spielen möchten. So etwas geht doch nicht.
Das Stadion ist auch bei uns in der 2. Liga gut bis sehr gut besucht. Es ist Samstag, es ist 13 Uhr, es ist Weih-nachtsmarkt und Bochum spielt als 14. gegen den 15. der 2. Liga vor über 15.000 Zuschauern bei Nieselregen.
Ata Lameck: Ja, das ist bemerkenswert. Das ist halt der Pott. Schau` dir Duisburg an. 3. Liga, Tabellen-Erster, 16.000 in der Hütte. Kaum läuft es in Essen in der 4. Liga besser, zack...12.000 Zuschauer. Da träumen die wo anders doch von. Wir haben ein super Publikum und die Leute kommen, weil hier auf dem Platz malocht wird.
Das ist mal ein Schlusswort. Vielen Dank für das Interview.
Ata und Moppel: Immer wieder gerne.