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Foto: Le Turk

LAURA COX ROCK | GITARRISTIN MIT NEUEM ALBUM IM REVIER

Text: David Wienand
Fotos: Le Turk

LAURA COX ROCK | GITARRISTIN MIT NEUEM ALBUM IM REVIER

Laura Cox kommt ins Ruhrgebiet, und zwar nach Lütgendortmund, direkt bei Langendreer, ins Musiktheater Piano (Termin: 25.03.2023), wo die außergewöhnliche französische Rock-Gitarristin bereits ein bekanntes Gesicht ist, und woran auch sie selbst die besten Erinnerungen hat, wie sie unserem Autor David Wienand im Gespräch verrät. Natürlich geht es darin auch um das neue, das dritte Album der Tochter einer Französin und eines Engländers, das den Titel »Head Over Water« trägt und mit so einigen musikalischen Überraschungen aufwartet. Und auch ihre Rolle als Frau in der Männer- Domäne ‚Rock-Gitarre‘ kommt zur Sprache. Aber lesen Sie selbst, was Laura Cox zu alledem Spannendes zu erzählen hat. zu alledem Spannendes zu erzählen hat.

Laura, man hört, die Arbeit an deinem neuen Album »Head Over Water« sei ganz anders verlaufen als die an den vorherigen Alben.
Ja, das trifft zu, denn während der Monate der Pandemie habe ich einfach den Kopf zum Songschreiben nicht freibekommen, weshalb ich mich schließlich nach Portugal und dort ans Meer zurückgezogen habe. Zum Glück hatte ich keinen Druck von meinem Label, möglichst schnell neue Songs zu schreiben und ein Album zu produzieren. Also habe ich die Freiheit genossen und mich ans Schreiben gemacht, weshalb die meisten der neuen Stücke auch allein aus meiner Feder stammen. Ich denke, man hört den Songs letztendlich auch an, dass sie in entspannter und reibungsloser Atmosphäre entstanden sind, denn sie klingen frisch und modern.

Merkwürdig wird deinen Fans sicherlich vorkommen, dass du musikalisch durchaus mit Überraschungen aufwartest. Stücke wie „Glassy Days“, „Before We Got Burned“ oder „Seaside“ kommen zum Teil sehr ruhig und sogar im Americana-Sound daher.
Auch das stimmt. »Head Over Water« ist sicherlich mein am wenigsten hartes Album, obwohl natürlich auch klassische Riff-Rock-Songs unter den elf Album-Tracks zu finden sind. Mir ging es darum, andere Wege des Rock für mich zu entdecken und zu beschreiten. Daher auch die Instrumente wie Banjo oder Lap-Steel-Gitarre, die es zuvor auf meinen Alben nicht zu hören gab. Das bringt neue Farben in meine Musik, und ich bin im Nachhinein sehr glücklich darüber, dass ich mir erlaubt habe, diesen musikalischen Weg zu gehen. Was allerdings überhaupt keinen Bruch mit der Musik bedeutet, die ich vorher gemacht habe und die man von mir kennt.

Nachdem, was du soeben beschrieben hast: Würdest du behaupten, dass das neue Album den größten musikalischen Schritt nach vorne markiert, den du bisher unternommen hast?
Wieder richtig. Weil »Head Over Water« durch die Umstände und das Nachdenken über mich und meine Musik, die mit seiner Entstehung einhergegangen sind, mein persönlichstes Album geworden ist. Es ist das erste Mal, dass ich nicht das Gefühl hatte, die Erwartungen anderer mit den neuen Songs erfüllen zu müssen.

Du hast auch gesagt, du habest dich als Sängerin, also was dein ‚anderes‘ Instrument angeht, ebenfalls weiter entwickelt.
Ich habe einfach die Angst davor verloren, mit meiner Stimme andere Dinge auszuprobieren, anders zu singen. Vorher dachte ich immer, als Rock-Sängerin müsste ich laut schreien. Das war manchmal ganz schön anstrengend. Mittlerweile habe ich das Selbstvertrauen, als Sängerin andere Herangehensweisen auszuprobieren.

Nach deiner Rückkehr aus Portugal hast du dich sofort mit deiner Band ins Studio begeben und die Songs sehr schnell eingespielt. Lief die Studio-Arbeit also auch anders ab als bei den Alben zuvor?
Wir haben nur zwei Wochen benötigt, um die elf Songs einzuspielen; den gesamten Rhythmusteil, also die Rhythmusgitarre, den Bass und das Schlagzeug, haben wir sogar in einem Rutsch live eingespielt. So sollte das bei einem guten Rock-Album auch sein!

Hast du schon Favoriten unter den neuen Songs, die auf jeden Fall live gespielt werden sollen?
Im Moment sind wir heftig mit den Proben für die Tournee beschäftigt, die uns im März ja auch in eure Gegend, ins Piano nach Dortmund, führen wird. Natürlich kommt dabei auch zur Sprache, welche Songs wir spielen und welche wir weglassen wollen oder müssen. Allerdings trage ich mich tatsächlich mit dem Gedanken, dass ich gerne alle neuen Songs von »Head Over Water« an jedem Abend der Tour live spielen möchte.

Gibt es einen thematischen roten Faden, der sich durch alle Texte der Stücke des neuen Albums zieht?
Nicht alle Stücke, aber die Mehrzahl der Songs, haben eine positive Botschaft. Die drückt sich ja bereits im Album- Titel »Head Over Water« aus. Sei immer du selbst, sei selbstbewusst und zuversichtlich! Geh nicht unter in der Brandung! Das Motiv des Wassers hat mich fasziniert, sicherlich, weil ich einige Zeit in seiner unmittelbaren Nähe verbracht habe. Daher sind zwar nicht alle, aber eine ganze Reihe von neuen Songs auch recht persönlich gefärbt.

Du hast das Piano in unserer Nachbarstadt Dortmund erwähnt, wo du im März wieder live auftreten wirst. Welche Erinnerungen hast du an die Konzerthalle?
Nur die besten! 2019 war es, wenn ich mich recht erinnere, dass ich dort meine damalige Tour eröffnet habe. Die besondere Bühne ist mir in Erinnerung geblieben und die Möglichkeiten, die sich in dieser beinahe intimen Umgebung für mich als Musikerin bieten, mit den Zuschauern zu interagieren und sie auch bei ihren Interaktionen zu beobachten. Das mag ich sehr an Shows in kleineren Hallen.

Lass mich voranschicken, dass mir bewusst ist, dass eine solche Frage einem männlichen Gitarristen niemals gestellt werden würde: Aber machst du auch heute noch, in einer Zeit, in der das Gendern und die Gleichstellung von Frauen und Männern nahezu überall große Priorität und Aufmerksamkeit erfährt, die Erfahrung, dass du als eine der wenigen Rock-Gitarristinnen immer einen Tick härter arbeiten und hartnäckiger sein musst als männliche Kollegen?
Keine Frage, das ist auf jeden Fall – leider – immer noch so. Ich muss doppelt so hart arbeiten, um mich durchzusetzen und Anerkennung und Wertschätzung zu erlangen. Die Welt der Rock-Gitarristen ist immer noch eine durch und durch männliche. Und auch was die anderen Bereiche des Rock-Business angeht, so bin ich fast ausschließlich mit – größtenteils älteren – Männern konfrontiert, die mir mit ihrem Rat und ihrer Tat beiseitestehen wollen. Sicherlich nahezu immer mit den besten Absichten. Aber auch hier zeigt sich, dass es mit Gleichberechtigung noch nicht weit her ist.

Hast du Vorbilder unter den Frauen, die es in der Rockmusik bisher weit gebracht haben?
Ja, die habe ich, und zwar ganz konkret drei Frauen. Als erste möchte ich Sheryl Crow erwähnen, die eine der ersten immens erfolgreichen Frauen in der Rockmusik gewesen ist. Sie ist zweifellos eine Pionierin und eine begnadete Songschreiberin und Sängerin. Dann Elizabeth „Lizzy“ Hale, die Sängerin der amerikanischen Metal-Band Halestorm. Die Art und Weise, wie sie singt, und ihre Bühnen-Präsenz beeindrucken mich sehr. Und – last but not least – Elin Larsson von den Blues Pills aus Schweden. Auch sie ist eine tolle Sängerin mit einer bemerkenswerten Stimme, und sie führt ihre Band auf eine sehr souveräne Art und Weise. Ahh, und Larkin Poe, die Geschwister Rebecca und Megan Lovell aus Georgia, die hätte ich beinahe vergessen. Erst unlängst habe ich sie und ihre Musik entdeckt und war sofort begeistert von den beiden Frauen.