PROF. DR. SUNHILD KLEINGÄRTNER | IN BOCHUM "AM RICHTIGEN ORT"
Foto: Heina Dannemann

Interview: David Wienand

Fotos: Heina Dannemann

PROF. DR. SUNHILD KLEINGÄRTNER | IN BOCHUM "AM RICHTIGEN ORT"

Von 2012 bis 2022, also eine Dekade lang, lagen die Geschicke des Deutschen Bergbau-Museums in den Händen von Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, dem nun mit der renommierten Wissenschaftlerin Frau Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner eine Frau im Amte folgt, denn ihr Vorgänger hat sich in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Die Nachfolgerin wird nicht nur das Direktorat des über die Landesgrenzen Nordrhein Westfalens hinaus bekannten Museums übernehmen, sondern damit auch die Leitung des Leibnitz-Forschungsmuseums für Georessourcen und eine Professur am Institut für Archäologische Wissenschaften an der Ruhr-Universität-Bochum. Bochum macht Spaß stellt die neue Leiterin des Hauses im Interview vor.

Frau Prof. Dr. Kleingärtner, Sie sind ja nun bereits seit einigen Wochen in Bochum angekommen. Wie schnell haben Sie sich in die beiden neuen Tätigkeiten als Direktorin des Deutschen Bergbau-Museums Bochum und als Professorin am Institut für Archäologische Wissenschaften an der Ruhr Universität Bochum einarbeiten können?
Die ersten Monate empfand ich als unheimlich spannend. Zunächst habe ich mich sehr intensiv mit den Menschen und Themen im Deutschen Bergbau-Museum Bochum beschäftigt. Wir haben gemeinsame Workshops gemacht und uns in Gesprächen kennengelernt. Die Mitarbeitenden haben mir den Einstieg sehr erleichtert, da sie sehr unterstützend und hilfsbereit sind. Ich habe auch in einigen Arbeitsbereichen Praxistage verbracht. Für die Ruhr- Universität Bochum steht die Semesterarbeit mit den ersten Lehrveranstaltungen noch an.

Was hat Sie daran gereizt, sich auf die beiden sicherlich spannenden Betätigungsfelder zu bewerben?
Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum ist ja eines von acht Leibniz-Forschungsmuseen, genau wie das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, das ich zuvor geleitet habe. In Bochum liegt der Schwerpunkt auf der Gewinnung und Nutzung von Georessourcen und damit auf einem sehr aktuellen Thema. Die gemeinsame Berufung mit der Ruhr-Universität-Bochum ermöglicht zudem, dass wir über meine Professur für Archäologie mit Schwerpunkt museumsbezogenem Transfer und unter Einbindung von Studierenden Fragen zu Vermittlung und Wissenstransfer in die Gesellschaft in Kooperation zwischen RUB und DBM bearbeiten können. Damit wird die Verbindung von theoriegeleiteter Forschung und praxisorientierter Vermittlung intensiviert.

War in den ersten Wochen vielleicht etwas für Sie anders oder überraschend, als Sie das erwartet hatten?
Vielleicht klingt das komisch, aber ich habe mich vor allem darauf gefreut, dass es endlich losgeht. Ich war vor meinem Anfang in Bochum ja als Thomas Mann Fellow in Los Angeles und habe da noch einmal ganz intensiv und empirisch an der Rolle von Museen forschen können. Die sind in den USA ja ganz anders als hier bei uns in Deutschland – weniger Bildungstempel, mehr Orte des Bildungskonsums. Das finde ich sehr spannend und freue mich, dass im Deutschen Bergbau-Museum Bochum schon so viele wirklich gut aufgestellte Dinge vorhanden sind, aus denen wir schöpfen und mit denen wir gestalten können: Die vier Rundgänge der Dauerausstellung, das Anschauungsbergwerk und die Dinge, die Grundlage dafür sind – Forschung und Sammlung. Ich freue mich, dass wir nun gemeinsam daran arbeiten können, das integrierte Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen wissenschaftsgeleitet für unsere Besuchenden erlebbar zu machen.

Zuletzt waren Sie in Norddeutschland in Bremen und in Bremerhaven tätig. Nun zieht es Sie „tief in den Westen“. Mit welchen Erwartungen an die neue Umgebung und an die Menschen im Revier treten Sie den Umzug von der Nordsee an die Ruhr an? Und: Hatten Sie bereits die Gelegenheit, sich in der Stadt und der Umgebung umzuschauen? Welche Eindrücke haben Sie dabei gewonnen?
Ich war – wie vermutlich alle, die zum ersten Mal für längere Zeit ins Ruhrgebiet kommen – überrascht von der einladenden Natur und den immensen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Die Kulturlandschaft ist so vielseitig, dass ich vermutlich eine ganze Weile brauchen werde, um mir die Museen, Theater, Konzerthäuser, Kinos, Tierparks und Orte des Wissens, Lernens und Erfahrens anzuschauen. Darauf freue ich mich sehr und das ist ja dank der Infrastruktur hier auch wirklich leicht und gut möglich. Das eine oder andere habe ich mir in Bochum schon angesehen und erlebt. Das ist das Schöne: Man wird überall mit offenen Armen empfangen und ist wirklich eingeladen, die Region und ihre Menschen kennenzulernen. Mich beeindruckt, wie diese Region mit Wandel umgeht und wie unprätentiös die Menschen sind. Das habe ich auch im Deutschen Bergbau- Museum Bochum so erlebt.

Bereits angekündigt ist eine anstehende Restaurierung des charakteristischen Wahrzeichens des Deutschen Bergbau- Museums Bochum, des Fördergerüstes. Sind Sie bereits in diese Planungen involviert gewesen?
Ein Objekt der industriellen Vergangenheit wie unser Fördergerüst braucht in regelmäßigen Abständen Sanierungsmaßnahmen. Es ist ja 365 Tage im Jahr der Witterung ausgesetzt und wird – wie bei uns – auch noch durch viele Menschen genutzt. Die Notwendigkeit zur Sanierung gab es schon vor meinem Amtsantritt und dankenswerterweise wurden dafür auch schon die Mittel bei Bund, Land, Stadt und DMT-LB eingeworben. Ich freue ich daher, dass wir nun bald mit der Sanierung beginnen können und die Bochumer Stadtgesellschaft und von anderen Orten Zugereiste bald wieder das Fördergerüst in schönster Pracht sehen können.

Wenn Sie nicht gerade als Wissenschaftlerin arbeiten, mit welchen nicht-wissenschaftlichen Aktivitäten vertreiben Sie sich dann die Zeit?
Vermutlich geht es mir da wie vielen anderen Menschen auch, die während der Arbeit viel sitzen und sich in Innenräumen aufhalten: Es zieht mich dann nach draußen. Auf Radtouren und Wanderungen Menschen und Orte zu entdecken, mache ich ebenso gerne wie einen Abend im Theater oder Konzert oder bei gutem Essen zu verbringen. Dafür ist Bochum für mich der richtige Ort