INTERVIEW MIT AXEL RUDI PELL
Fotos: Plattenfirma/Agentur

Interview:

David Wienand

Fotos: Plattenfirma/Agentur

 

„ICH KÖNNTE JEDES JAHR EIN NEUES ALBUM HERAUSBRINGEN“

Zwei Jahre und einige Monate sei schon eine recht lange Zeitspanne zwischen zwei Alben, besonders für einen Musiker, der eigentlich permanent schreibe, auch wenn er nicht Zuhause, sondern irgendwo draußen unterwegs sei. Der Mann, der das so scheinbar großspurig behauptet, ist der Bochumer Gitarren-Zauberer Axel Rudi Pell, der erst im März vor zwei Jahren sein letztes Album »Knights Call« veröffentlicht hat und nun schon wieder nachlegt: »SIGN OF THE TIMES« nennt er sein 18(!) Studioalbum, womit er seine musikalische Volljährigkeit unmittelbar vor einem runden Geburtstag erreicht hat. Axel Rudi Pell ist ein waschechter Bochumer Junge und neben Herbert Grönemeyer das zweite, große, musikalische Aushängeschild in puncto Rockmusik aus Bochum. David Wienand traf sich mit Axel Rudi, um alles über das neue Album in Erfahrung zu bringen.

„Da ich Ende Juni Geburtstag habe, macht eine fette Feier eigentlich keinen großen Sinn, weil dann ganz viele Leute, die eingeladen werden würden, entweder im Urlaub oder auf einem der vielen Sommerfestivals sind und somit nicht kommen könnten“, sieht der, wie der Verfasser dieser Geschichte im geburtenstarken Jahr 1960 auf die Welt gekommene Bochumer den Feierlichkeiten zum runden Jubiläum ganz pragmatisch entgegen und stellt darüber hinaus richtig fest: „Außerdem kostet so eine Feier eine ganze Stange Geld. Haste das übrig ?“

Themenwechsel! Das neue Album, die Nr. 18: »Sign Of The Times«. Auch wenn der typische Axel-Sound auch auf diesem Volljährigkeitswerk dominiert und aus jedem der zehn Songs deutlich herauszuhören ist, so fällt doch auf, dass dieses Mal einige Dinge etwas anders geraten sind. „Für meine Verhältnisse sind die Songs auf »Sign Of The Times« nicht mehr so lang wie auf vielen der vorangegangenen Alben“, stellt Axel selber fest. „Der Titelsong ist mit etwas über sieben Minuten der längste Track. Den hätte man sogar noch gut strecken können, aber mir lag dieses Mal insgesamt eher daran, schneller auf den Punkt zu kommen. Ich brauche einfach keine ellenlangen Soli mehr!“ Eine weitere, kleine Überraschung: „Living In A Dream“, der vorletzte Song auf »Sign Of The Times«, beginnt mit einem sehr lockeren, beinahe beschwingten Reggae-Intro und erinnert sofort an den grandiosen Track „Is There Anybody There?“ vom Scorpions-Album »Love Drive«. „Das ist Zufall“, bekennt Axel Rudi Pell, auf die deutliche Parallele angesprochen. „Ich habe einfach so vor mich hin geklimpert und hatte dann diese Idee für den Anfang des Songs“, der dann nach etwa sechzig Sekunden tatsächlich in eine wieder sehr klassische Pell-Metal-Nummer übergeht. „Das sollte auch sowieso kein reiner Reggae-Song werden“, stellt der Bochumer schließlich auch, dieses Thema beendend, klar.

„Traurig, aber wahr“ ist für Axel Rudi Pell übrigens, dass es den Ritchie Blackmore-Stammtisch in einem Restaurant in der Nähe des Bochumer Ruhrstadions in seiner ursprünglichen Weise nicht mehr gebe. „Ganz zu Anfang haben wir uns mit etwa zwanzig Leuten monatlich dort getroffen, später alle drei Monate, dann einmal im Jahr. Heute sind von den zwanzig nur noch zwei übrig geblieben“, immerhin, denn bis heute beeinflusst der ehemalige Deep Purple- und Rainbow-Gitarrist Ritchie Blackmore das musikalische Schaffen seines Bochumer Instrumenten- Kollegen maßgeblich. Auch auf »Sign Of The Times« sind mehrere Reminiszenzen herauszuhören und daher hat Axel auch weiterhin kein Problem damit, auf seine Nähe zu seinem Idol angesprochen zu werden. „Was mir mittlerweile allerdings auf den Sack geht“, macht der Bochumer Musiker mit der 31-jährigen Musiker-Erfahrung von 18 Studio-, mehreren Live- und einer Reihe von Compilation-Alben auf dem Buckel klar, ist, „wenn man mich immer noch als den blonden Blackmore aus Bochum oder gar aus Wattenscheid bezeichnet!“