TARJA TURUNEN | KARRIERESTART IM REVIER
Fotos: Plattenfirma / Eugenio Mazzinghi

Text:

David Wienand

Fotos:

Plattenfirma / Eugenio Mazzinghi

Fotos: Plattenfirma / Eugenio Mazzinghi

Gerade im Unguten entlassen und darüber noch recht zerknirscht traf Bochum macht Spaß-Autor David Wienand die finnische Sängerin Tarja Turunen das letzte Mal vor etwa 15 Jahren zum Gespräch. Mittlerweile scheint die ebenso stimmgewaltige wie charismatische Sopranistin mit einer klassischen Gesangsausbildung, mit ihrer Vergangenheit im Reinen und mit immerhin fünf Rock- und drei Klassik- Studioalben seit 2006 ist der musikalische Output von Tarja Turunen durchaus umfangreich und kann sich sehen, sowie hören lassen - demnächst auch live in Bochum! Auf das Ruhrgebiet freut sich die Sängerin übrigens sehr und zu Bochum hat sie eine ganz besondere Beziehung, wie sie David Wienand im Gespräch verrät.

Der Titel deines aktuellen Albums »In the Raw«, was soviel wie „im Naturzustand“ heißt, ist sicherlich auch metaphorisch in vielerlei Hinsicht zu deuten. Was bedeutet er konkret auf das neue Album und dessen Songs bezogen?
Als ich mit der Arbeit und der Produktion des neuen Albums begann, fühlte ich mich tatsächlich wie in einem Naturzustand. Ich hatte zuvor eine Reise in mein Innerstes unternommen und herausgekommen sind dann Songs, die sehr viel mit mir selbst zu tun haben und einiges von mir preisgeben. Insofern zeige ich mich in den neuen Liedern von meiner eher verletzlichen und zerbrechlichen Seite. Trotzdem habe ich versucht, meine Songs so offen wie möglich zu halten, damit auch die Hörer sich in ihnen wiederfinden können.

Und über das Musikalische hinaus hat »In the Raw« ebenfalls eine Bedeutung?
Oft ist weniger mehr, würde ich sagen und das meine ich in Bezug auf ganz viele Dinge im Leben. Für Menschen, die man zum ersten Mal trifft, kann das aber auch bedeuten, dass man zunächst einmal nicht weißt, ob er oder sie eine wahrhaftige Persönlichkeit ist oder ob man nur ein verzerrtes Bild von sich präsentiert.

Hast du vor der Arbeit an »In The Raw« einen klaren Plan für dieses Album entworfen?
Das tue ich eigentlich nie, einen Plan entwerfen. Vielmehr schaue ich, welche Ideen mir kommen und die Guten sammle ich dann zusammen und arbeite weiter an ihnen. Allerdings wollte ich schon ein Album machen, das mich in diesem Moment mit meinen Bedürfnissen und Wünschen zufriedenstellt. Es sollte sowohl rockig, als auch symphonisch und emotional sein und klingen. Die ersten Demos waren sehr rauh und das hat mir sehr gefallen, nicht glatt poliert und überproduziert. Die Gitarren sollten mich direkt ins Gesicht treffen, sie sollten meinen Gesang tragen und unterstützen, einfach passend zu meinen sehr persönlichen und emotionalen Texten.

Für viele Musik-Fans bist du bis heute die Stimme von Nightwish. Ist das für dich nicht manchmal anstrengend und ärgerlich, dich immer mit diesem Teil deiner musikalischen Vergangenheit auseinandersetzen zu müssen?
Nein, weder leide ich darunter, noch strampele ich mich ab mit meiner Vergangenheit. Ich bin stolz auf meine Zeit mit Nightwish als Original-Sängerin der Band. Trotzdem habe ich die Nightwish-Seite zugeschlagen und konzentriere mich auf mich selbst und meine Musik, die ich jetzt mache.

Spielst du dennoch gelegentlich den einen oder anderen Nightwish-Song auf der Bühne?
Das ergibt sich eher spontan, kommt aber nicht so oft vor. Manchmal wählen wir einen Song aus und präsentieren ihn, ein anderes Mal spielen wir ausschließlich unser eigenes Material. Immerhin hat sich da einiges an Songs in gut 15 Jahren Solokarriere angesammelt. Um auf deine vorherige Frage zurückzukommen: Das kann man wohl wirklich nicht Leiden nennen!

Das Ruhrgebiet ist dir ziemlich vertraut und wenn du am 14. April nach Bochum in die Matrix kommst, ist das vielleicht so ein bisschen wie in die alte Heimat zurückzukehren, oder?
Ja, ganz bestimmt! Bis 2004 waren Nightwish bei Drakkar Entertainment in Witten unter Vertrag und in dieser Zeit war ich oft in Bochum unterwegs. Ich bin deshalb immer wieder glücklich, dorthin zurückzukommen, weil mir das schöne Erinnerungen an meine Jugend zurückbringt.

Was dürfen die Fans von deiner Show in Bochum am 14. April erwarten?
Sie werden auf jeden Fall einen sehr guten und rockigen Abend mit mir verbringen, das kann ich versprechen! Meine Shows sind immer ein sehr emotionales Erlebnis, weil ich eine sehr emotionale Sängerin bin. Ich kann es gar nicht erwarten, euch alle in Bochum wiederzusehen