bochum macht spaß
Foto: Michael Grosler

Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen - Hier dampft es noch richtig!

Im Gespräch mit Walter Thomassen

Interview:

Oliver Bartkowski

Fotos:

Eisenbahnmuseum Bochum

Das Eisenbahnmuseum Bochum öffnet seit knapp 40 Jahren seine Tore für Besucher aus aller Welt. Es ist in seiner ganzen Art einmalig auf der Welt und nicht vergleichbar. Wir sprachen im Jubiläumsjahr mit Walter Thomassen, dem Presseprecher des Eisenbahnmuseums über die Faszination des Museums.

Herr Thomassen, seit wann arbeiten Sie für das Eisenbahnmuseum Bochum und verraten Sie uns, ob Sie aus Leidenschaft an der Sache zu diesem Job gekommen sind?
Ich bin seit vier Jahren in meiner Funktion beim Eisenbahnmuseum Bochum. Zuvor war ich schon einige Zeit als ehrenamtlicher Mitarbeiter für das Museum tätig. Aus dem ursprünglichen Gedanken heraus ein neues handwerkliches Hobby zu finden, ist ein Arbeitsplatz mit der Sicht auf das ganzheitliche Museum geworden und dies gerade in einer Zeit, in der sich das kulturelle Bewusstsein einer ganzen Region prägt und sich das Museum mit seinen reichen Facetten in der Reihe der Industriekulturstätten ausrichtet. Durch unseren Dampfzug haben wir in der Region „das Museum, das Museen verbindet“ als besonderes Alleinstellungsmerkmal. Dieses fordert zwar Ausdauer und Kreativität, entzündet aber auch die dafür nötige Leidenschaft.

Das Gelände ist groß. In welche Bereiche ist dieses unterteilt?
Das Gelände des Eisenbahnmuseums ist rund 70.000 qm groß und ist allein bedingt durch seinen ursprünglichen Zweck in verschiedene Areale unterteilt. Das Kernstück sind natürlich der Lokomotivschuppen mit Fahrzeugen, die dazugehörige Drehscheibe und der Wasserturm. Im Anschluss daran grenzt der Bereich, in dem früher wie heute die Dampflokomotiven auf- und abgerüstet werden bzw. wurden, genauer gesagt dort,wo sie ihre Betriebsstoffe wie Kohle und Wasser bekommen und für ihren Einsatz angeheizt werden. Neben einer großen Frei- und Gleisfläche befinden sich zwei große Hallen mit weiteren Fahrzeugen auf dem Gelände. Dazwischen liegen noch einige denkmalgeschützte Gebäude mit Ausstellungs- und Empfangsräumen. Dazu kommen Areale, die in der Regel nicht zugänglich sind, wie beispielsweise die Arbeits- und Lagerbereiche unserer eigenen Werkstatt. Nicht zu vergessen sind auch der  Museumsbahnsteig, von dem aus viele der Rundfahrten starten.


Sie haben nicht nur Besucher aus dem Ruhrgebiet, sondern die Leute kommen aus ganz Deutschland, oder?
Mittlerweile kommen ca. 40 % unserer Besucher von außerhalb der Region. Darunter sind auch Besucher aus den Nachbarstaaten. Hierbei kommen besonders viele aus den Niederlanden, aus Belgien und aus Großbritannien. Da wir seit Jahren zunehmend international bekannter werden, bekommen wir auch Besuch von anderen Verkehrsmuseen, wie z.B. im letzten Jahr von einer Delegation aus Taiwan.

Nicht nur Interessierte finden den Weg in das Eisenbahnmuseum, auch deutsche und internationale Filmproduzenten haben hier Möglichkeiten, wie kaum sonstwo. Das Museumsgelände hat schon für Dutzende von Kino- und Fernsehproduktionen als Kulisse gedient.

Was macht die Faszination des Museums aus?
Als größtes privat geführtes Museum dieser Art in Deutschland haben wir zahlreiche Exponate, die verkehrshistorisch und geschichtlich von Bedeutung sind oder nur vereinzelt bzw. nirgendwo sonst mehr existieren. Wer neben diesen Lokomotiven steht, ist meist sehr beeindruckt davon, dass solche Maschinen zu einer Zeit gebaut wurden, als Hilfsmittel wie Computer oder Telefon noch nicht existierten.

Die Saison hat vor ein paar Wochen so richtig begonnen. Was gibt es 2017 an besonderen Aktionen?
2017 hat das Eisenbahnmuseum ein Jubiläumsjahr. Seit nunmehr 40 Jahren öffnen sich die Tore für die Besucher von Nah und Fern. Wir hatten Ende April bereits unsere Jubiläumsfeiern mit vielen Tausenden von Besuchern und einem großen Aufgebot an Lokomotiven. Gerade haben wir das jährliche Treckertreffen erfolgreich hinter uns gebracht. In den nächsten Wochen liegt am 08. Juli unsere beliebte „Dampf & Mampf“-Fahrt mit dem Museumszug
und anschließendem Grillen mit Live-Musik vor uns. Am 16. Juli und am 20.August steht das Museum noch zweimal Kopf für Familien mit Kindern. Hier wird es viele Spiele und Mitfahrmöglichkeiten geben. Am 18. September sind ein Museumstag, sowie am 15. Oktober eine Dampfmodellmaschinenausstellung
in Planung.


Wie geht eine Restaurierung von statten, wenn ein neues Fahrzeug zu Ihnen kommt? Melden sich dort Freiwillige, die an dem Thema interessiert sind oder handelt es sich dabei um ehemalige Angestellte der Deutschen Bahn?
In der Regel kommt es erst einmal auf den Zustand der Fahrzeuge an, sodass an einigen der Exponate nicht sofort Hand angelegt werden muss. Ist ein altes Exponat für die Aufbereitung oder evtl. einen Wiederaufbau vorgesehen, dann wird geprüft, nach welchen Kriterien eine Aufarbeitung stattfinden kann, welchen Arbeitsumfang das Projekt hat und welche Mittel dafür zur Verfügung gestellt werden können. Als rein private Einrichtung müssen wir die Finanzierung selbst bereitstellen. Danach legen die Mitarbeiter mit den handwerklichen Arbeiten los. Es engagieren sich über 100 ehrenamtliche Mitarbeiter im Eisenbahnmuseum Bochum, zudem melden sich immer wieder Interessierte, die mitarbeiten möchten und das dann auch tun. Das geht quer durch sämtliche Berufs- und Altersgruppen.


Was beeindruckt Sie persönlich immer wieder an Ihrem Museum?
Natürlich ist es die Technikgeschichte und das historische Gewerk, welches wir hier ausstellen, allerdings beeindruckt mich fast noch mehr, das, was hinter den Kulissen passiert und das Alles nur möglich ist, weil Menschen freiwillig und mit größter Motivation ihre Freizeit dem Museum zur Verfügung stellen.

Danke für das Interview.

Sehr gerne!

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