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Zeltfestival Ruhr | Eine Macht unter den Festivals

Geschäftsführer Heribert Reipöler im Interview

Foto: Heribert Reipöler

Heribert Reipöler ist Geschäftsführer von Radar Musik und des Zeltfestivals Ruhr. Der Mitbegründer von Bochum-Total hat das ganze Jahr über alle Hände voll zu tun, denn das ZFR gehört mittlerweile zu den stärksten Festivals im Land. Im Interview mit Bochum macht Spaß präsentierte sich Heribert Reipöler so, wie man ihn kennt: Auf dem Boden geblieben und extremst sympathisch und gesprächsbereit.

Herr Reipöler, Sie sind einer der Gründer von Bochum-Total und Sie sind Geschäftsführer des Zeltfestival Ruhr. Damit haben Sie praktisch die zwei wichtigsten Kulturveranstaltungen ins Leben gerufen, die Bochum in puncto Zugkraft auch außerhalb der Stadt etabliert haben. Müssen Sie sich manchmal zwicken, wenn Sie sehen, was Sie erreicht haben?

(Lacht) Vielen Dank für die Blumen, aber so wichtig nehme ich meine Person nun wirklich nicht. Trotzdem ist es schön, dass Vieles, was man in dieser Stadt mit anstoßen durfte, eine Halbwertzeit erlangt hat, die der ein oder andere ihr ursprünglich nicht zugebilligt hat oder hätte. Bochum Total feiert 30-Jähriges, das Riff, was wir zu dritt mit Christian Eggert (Urbanatix) und Marcus Gloria (Cooltour) aus der Taufe gehoben haben, ist schon seit 20 Jahren Baustein der Kulturlandschaft und auch das Zeltfestival Ruhr, was ja auch in einer Troika zusammen mit Lukas Rüger (Livingroom) und Björn Gralla (Contra Promotion) entstanden ist, ist mit neun Jahren schon fast ein alter Hase im schnelllebigen Eventmarkt.

Wie groß ist eine Veranstaltung wie das ZFR denn wirklich, bzw. wann gehen die Planungen los?

Wenn man die Zahl von 140.000 Besuchern zugrunde legt, gehört das ZFR sicherlich zu den besucherstärksten Festivals in Deutschland, aber bei 17 Tagen relativiert sich diese Betrachtung schnell. Der intime Rahmen, den die Shows bei uns haben, soll weiterhin bestimmend bleiben.Die Planungen für das ZFR laufen über das gesamte Jahr, lassen uns allen aber auch genug Raum, um unser tägliches Agenturleben jenseits des ZFR nicht komplett zu vernachlässigen.

In diesem Jahr haben Sie wieder tolle Künstler dabei. Was sind denn Ihre persönlichen Highlights?

Pluralismus ist bei der Programmgestaltung unsere 

oberste Maxime. Wir möchten beim ZFR Vielen etwas bieten. Der Eröffnungsabend mit Fettes Brot im Sparkassenzelt, Saga im Stadtwerkezelt und Henning Wehland im Zelt 3 wird hoffentlich ein toller Auftakt für 17 Tage „weiße Stadt am See“ und ist auch für mich eines der Highlights.

War es zu Beginn leicht das Festival zu finanzieren, weil Sie mit Bochum-Total schon so erfolgreich waren?

Jedes ehrgeizige Projekt braucht frühzeitig Freunde und Förderer. Als wir 2007/2008 die ersten Gespräche führten, hat man uns Dreien glücklicherweise zugetraut, dass wir unser Konzept, Dreiklang von großen Konzerten, internationalem Markt und guter Gastronomie, auch umsetzen können, Bochum Total hat hier keine Rolle gespielt. Ruhr 2010 stand vor der Tür und die damit verbundene Bereitschaft etwas Neues in der Kulturlandschaft nachhaltig zu verankern, hat dem ZFR sicherlich geholfen. Unsere damalige OB Frau Dr. Scholz und das Kulturbüro haben uns bei der Auswahl einer Fläche unterstützt und dank der Bereitschaft der Sparkasse Bochum und den Stadtwerken Bochum sich als Werbepartner zu engagieren und so als Geburtshelfer zu fungieren, standen wir schnell vor der Entscheidung: Jetzt oder nie.

Sie arbeiten immer noch als Booker für Bochum-Total, was bedeutet, dass Ihre Firma Radar fast alle Künstler für Bo-Total und das ZFR bucht. Wie schwer ist es, immer ein attraktives Programm auf die Beine zu stellen?

Die Programmgestaltung für Bochum Total übernimmt unser Team bei Radar, beim ZFR steuert Björn Grallas Agentur Contro Promotion den Löwenanteil des Programms bei. Natürlich hat sich die Situation im Musikgeschäft in den 30 Jahren massiv verändert. Die Zeiten, dass Plattenfirmen die Liveaktivitäten ihrer Künstler unterstützt haben, sind weitestgehend vorbei, sodass wir uns bei Radar bemühen, noch früher am Ball zu sein, d.h. bei uns spielen manchmal Acts, die erst ein oder zwei Jahre später ihren Durchbruch haben. Hier lassen sich auch prominente Beispiele aus den letzten Jahren finden (Casper, Kraftklub oder 2015 Joris). Es bleibt also durchaus spannend und man kann 

 

dann wieder sagen: „Die habe ich letztes Jahr noch bei Bochum Total gesehen.“ Beim Zeltfestival Ruhr spielen in den großen Eventzelten etablierte Künstler. Die Tatsache, dass der ein oder andere Künstler mehrfach bei uns gastierte, spricht für den guten Ruf, den sich das ZFR über die letzten Jahre erspielt hat. Die Künstler kommen gerne und so schaffen wir es dank diverser Medienkooperationen, Bochum wieder als Spielort auf der Festivallandkarte zu verankern.

Wie lange dauert eigentlich der Aufbau der Zeltstadt?

Auch wenn es den Anschein hat, dass sich die weiße Stadt am See atlantisgleich über Nacht aus den Ruhrauen erhebt, ist doch so Einiges an Vorarbeit nötig. Wir bauen mittlerweile drei Wochen auf und gut eine Woche ab, um dieses Event zu ermöglichen.

Hat die Stadt Witten eigentlich das ZFR für sich beansprucht oder lassen Sie das als Bochumer Ding durchgehen?

Über allem steht natürlich zunächst Zeltfestival Ruhr, wobei Ruhr das Synonym für das Ruhrgebiet ist. Das Verrückte beim ZFR ist aber, dass die Stadtgrenze wirklich quer durch das Gelände verläuft und so haben wir frühzeitig mit Partnern aus Bochum und Witten gesprochen. Wir erhalten bestmögliche Unterstützung aus den involvierten Fachämtern der Stadt Witten, aber ein Engagement aus der Wittener Wirtschaft ist leider, anders als in Bochum, ausgeblieben und so ist es ein „Bochumer Ding“ mit Strahlkraft für das gesamte Ruhrgebiet geworden.

Besonders abends ist der leuchtende Anblick ja ein Traum. Wer ist eigentlich für die Optik verantwortlich?

Danke, das freut uns sehr. Wenn ich eben von einer Veranstalter-Troika gesprochen habe, dann trifft es natürlich nur bedingt. Björn Gralla, Lukas Rüger und ich repräsentieren das Event, aber hinter uns stehen jeweils unsere Firmen, deren Mitarbeiter zum Gelingen des ZFR maximal beitragen. Viele Ideen werden über das Jahr zusammengetragen, diskutiert, verworfen oder der Produktionsleitung zur technischen Prüfung vorgestellt. Hierzu gehört auch das Erscheinungsbild des Zeltfestival Ruhr. Es ist das Ergebnis von unserer Teamarbeit.

Wir freuen uns auf die Veranstaltung und wünschen Ihnen viele verkaufte Tickets.

Klasse, herzlichen Dank und auf einen hoffentlich sonnigen Spätsommer in der weißen Stadt am See.

Foto: Heribert Reipöler

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